"Je veux d'l'amour, d'la joie, de la bonne humeur!"
Dienstagmorgen, zwei Uhr fünfundfünzig, mein Wecker klingt durch das
dunkle Zimmer. Es fällt nicht leicht, jetzt aufzustehen.
Eine kurze Dusche, ein schnelles Frühstück und einen schwarzen Tee
später sitze ich mit Kommilitonen im Auto. Halb auf Spanisch, halb
auf Englisch reden wir über kleine Dörfer im spanischen und marro-
kanischen Inland, in die nicht immer Elektrizitäts- und Telefonlei-
tungen reichen und ich lasse mir erklären, warum es für Marrokaner
einfacher ist, Ägypter zu verstehen als umgekehrt.
Wir verlassen die Stadt in Richtung Nordwesten, einer leeren Autobahn
bis zu ihrem Ende folgend. Casinos durchquert habend fanden wir uns
auf dem Anstieg zu einem Hügel wieder, die Lichter der Stadt weit
hinter uns lassend.
Dort montierten wir ein zwei Teleskope, Himmelskoordinaten griffbe-
reit auf der Suche nach einem Kometen.
Wir haben ihn in dieser Nacht nicht gefunden.
Dafür konnten wir einen näheren Blick auf Mars erhaschen und die
Andromedagalaxie betrachten - unmöglich, sich vorzustellen, dass
dieser kleine, fast staubig wirkende Fleck Abermillionen von Sonnen-
systemen birgt, ungezählte unbekannte Welten.
Unter dem weiten Sternenhimmel stehend, voller Wundern nach oben,
in die Ferne schauend. Die Sternbilder gezeigt bekommend, daran
denkend, dass vor zweitausend und mehr Jahren Menschen wie ich die-
selben Sterne betrachtet haben, sich Geschichten ausgedacht haben
zu den Formationen oder, wer weiß, von den Sternen selbst, von dem
Nebel zwischen ihnen Geschichten erzählt bekommen haben.
Und viel früher noch, da das erste Bewusstsein sich bildete, die
ersten Augenpaare sich gen Nachthimmel richteten.
Ich fühle mich seltsam berührt, tief verbunden mit all diesen Men-
schen auf meinem Planeten, verbunden im schwindelnd machenden
Bewusstsein, besonders zu sein und verloren, so viel unbekanntes
Leben so weit weg dort draußen. So viel Spannendes zu entdecken, zu
erleben!
Aber nicht mehr heute Nacht.
Der kalte Nachtwind zieht über den Hügel, fängt mich ein.
Wir fahren nach Hause, dem Sonnenaufgang entgegen.