reSolution

Ich möchte weiterhin lernen, Momente, in denen ich mich nicht so gut
fühle, zusätzlich zum direkten Erleben auf (mindestens ;)) einer
Meta-Ebene wahrzunehmen.

Besonders dann, wenn ich mich blockiert fühle, möchte ich heraus-
finden, woran das liegt und wie ich daran arbeiten kann, das zu
ändern.

Ich möchte versuchen, mich nicht eingeengt zu fühlen, bevor ich nach
Handlungsoptionen Ausschau gehalten haben - und damit möchte ich so
schnell wie möglich (am besten strukturiert) beginnen, statt in un-
produktivem, nicht-entspannendem Fastnichtstun zu verharren.

Wenn ich fühle, dass mir dies nicht so (schnell, gut, ...) gelingt,
wie ich es gerne würde, möchte ich versuchen, keine Aggression gegen
mich selbst zu entwickeln, sondern diese Feststellung als Chance 
sehen, etwas Neues (über mich und das Universum an sich ;)) zu lernen
und ein Stück weiter zu wachsen.

Woran merkt man,

dass Valencia eine deutlich wärmere Stadt ist als Bonn?
Nun, da wäre verschiedenes zu nennen.
Die Plastiksitze in den Bussen haben keinen Stoffbezug, sodass sie
schön kühl sind. Wohnhäuser weisen zwischen Fensterscheiben und den
dünnen Außenwänden feine Ritzen auf, durch die der Seewind eintreten
und das Zimmer kühlen kann.
Die (Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, ... -)Markthalle ist das ganze
Jahr über geöffnet. Die Stadt ist voller Palmen und Mandarinenbäume,
deren Früchte gerade reif werden. Letzte Woche bin ich neben einem
Feld spazierengegangen, wo gerade Zwiebeln geerntet wurden.
Nicht zuletzt: Heute, am 2. Dezember waren es 9° - um acht Uhr
morgens. Da war es auch schon vollkommen hell.

A ver un cometa

"Je veux d'l'amour, d'la joie, de la bonne humeur!"

Dienstagmorgen, zwei Uhr fünfundfünzig, mein Wecker klingt durch das
dunkle Zimmer. Es fällt nicht leicht, jetzt aufzustehen.
Eine kurze Dusche, ein schnelles Frühstück und einen schwarzen Tee
später sitze ich mit Kommilitonen im Auto. Halb auf Spanisch, halb
auf Englisch reden wir über kleine Dörfer im spanischen und marro-
kanischen Inland, in die nicht immer Elektrizitäts- und Telefonlei-
tungen reichen und ich lasse mir erklären, warum es für Marrokaner 
einfacher ist, Ägypter zu verstehen als umgekehrt.
Wir verlassen die Stadt in Richtung Nordwesten, einer leeren Autobahn
bis zu ihrem Ende folgend. Casinos durchquert habend fanden wir uns
auf dem Anstieg zu einem Hügel wieder, die Lichter der Stadt weit
hinter uns lassend.
Dort montierten wir ein zwei Teleskope, Himmelskoordinaten griffbe-
reit auf der Suche nach einem Kometen.
Wir haben ihn in dieser Nacht nicht gefunden.
Dafür konnten wir einen näheren Blick auf Mars erhaschen und die
Andromedagalaxie betrachten - unmöglich, sich vorzustellen, dass 
dieser kleine, fast staubig wirkende Fleck Abermillionen von Sonnen-
systemen birgt, ungezählte unbekannte Welten.
Unter dem weiten Sternenhimmel stehend, voller Wundern nach oben,
in die Ferne schauend. Die Sternbilder gezeigt bekommend, daran
denkend, dass vor zweitausend und mehr Jahren Menschen wie ich die-
selben Sterne betrachtet haben, sich Geschichten ausgedacht haben
zu den Formationen oder, wer weiß, von den Sternen selbst, von dem
Nebel zwischen ihnen Geschichten erzählt bekommen haben.
Und viel früher noch, da das erste Bewusstsein sich bildete, die
ersten Augenpaare sich gen Nachthimmel richteten.
Ich fühle mich seltsam berührt, tief verbunden mit all diesen Men-
schen auf meinem Planeten, verbunden im schwindelnd machenden
Bewusstsein, besonders zu sein und verloren, so viel unbekanntes
Leben so weit weg dort draußen. So viel Spannendes zu entdecken, zu
erleben!
Aber nicht mehr heute Nacht.
Der kalte Nachtwind zieht über den Hügel, fängt mich ein.
Wir fahren nach Hause, dem Sonnenaufgang entgegen.

Buchstabennudeln

Mí compañero de piso es de Portugal. Hablamos castellano.

My other flatmate is from Norway. We speak English.

BuchstabennudelnJ'ai un bon ami allemand qui m'écrit en français.

Egal, welche Sprache Du wählst, um in den Verbindungen, die Du
eingehst, zu kommunzieren -

No queremos Werte

"No queremos verte" -  "wir wollen dich nicht sehen"
José Ignacio Wert: seit dem 22.12.2011 spanischer Minister für 
    Bildung, Kultur und Sport

maniDemonstrationen gegen Kürzungen und allgemeine Missstände im Bereich
der Bildung unterscheiden sich in Spanien dahingehend von jenen in
Deutschland, dass eine nennenswerte Anzahl von Demonstranten an-
wesend ist.
Ihr Einfluss auf das politische Tagesgeschehen ist jedoch in etwa
gleich stark: in der Größenordnung von "nicht vorhanden".

"se vende: educación pública"

Aus technischen Gründen gibt es nur acht Gluonen

>>Maybe the "ninth gluon" is the photon!
That would make for a beautiful unification of the strong and
electromagnetic interactions.<<
(David Griffiths, Introduction to Elementary Particles)

Leider ist die Realität nicht so schön wie erhofft.
Oder - vielleicht ist sie noch schöner, wir können es nur noch nicht
sehen? Da hilft also nur: weiterstudieren...

IMAG0258Nachsatz: Die Frage, was "Realität" überhaupt ist und wie und ob
wir sie erforschen können, folgt wieder an einem anderen Tag.

La Felicidad

Heute begann die dritte Ausgabe der Russafa Escènica, dieses Jahr
unter dem Motto "La Felicidad" (Die Glückseligkeit).
Das Viertel öffnet seine Türen um sich ein gigantisches Schaufenster
der Schauspielerei zu verwandeln.

Eine Dame in blonder Lockenperücke und ein Herr im Totoro-Kostüm
haben uns ins fünfte Stockwerk eines Wohnhauses entführt, in dessen
Zimmern es Menschen zu entdecken galt, die ihre Auffassung von
Glückseligkeit gespielt, getanzt, geteilt haben - wieder und wieder
unterbrochen von Ballett-Übungen im Flur.

Die ideale Sekretärin und ihr Chef präsentierten ihren Gästen mit
schwindelerregender Sprechgeschwindigkeit - visuell unterstützt mit
Hilfe modernster Technik - sorgfältig entwickelte Konzepte zwecks
Vermarktung der Glückseligkeit.

Die vergnügten Unfähigen taumelten, schlurften, schritten laut-
stark diskutierend über die Straße, fanden schließlich den Schlüssel
zu einer Galerie, in der sie weiter stritten, verzweifelten, sich 
schließlich glückselig tanzten und nach draußen weiterzogen, sich 
dort vorm Schaufenster verbeugend.

Theater - für mich: ein Ort, neue Freunde kennen zu lernen, ein Ort,
andere Realitäten zu entdecken, ein Ort, die Gedanken anzuregen,
ein Ort Glückseligkeit zu empfinden.

Arrugas

Der Comic "Arrugas" (Falten) von Paco Roca erzählt die Geschichte
des ehemaligen Bankdirektors Emilio, seines Einzuges in ein Alten-
heim sowie des Forschrittes seiner Alzheimer-Krankheit.

Emilio, S. 2Besser, als Worte es könnten, berichten die Bilder von den Rea-
litäten, in denen die Heimbewohner leben: Señora Rosario blickt
den ganzen Tag aus dem Fenster; sie sitzt in einem Zug, der sie
zu ihrem Mann nach Istanbul bringt. Félix döst in Militäruniform
inklusive Fes im Innenhof, jederzeit bereit, zu salutieren.
Carmencita muss aufpassen, nie allein zu sein, da sie sonst von
Marsmännchen entführt wird.

Carmencita, S. 38Für die anderen ist es, wie Miguel sagt, "die verkehrte Welt:
Die Zeit zwischen dem Essen ist verlorene Zeit. Du schläfst oder
du vegestierst vorm Fernseher, auf die nächste Mahlzeit wartend."
Ansonsten bleibt zwischen Verwandtenbesuchen, die nur zu Weihnachten
stattfinden, genug Zeit, dreizehnmal zu wiederholen, welche Zahl
beim Bingospiel gefallen ist - nur damit es doch noch nicht jeder
notiert hat.
Eine Geschichte, in der Traurigkeit wächst - aber auch Freundschaft.

Entdeckt: vorgestern, in einem Antiquariat in Russafa.